Rosemarie Trockel • Paare

7.6. - 30.7.1998 | Leopold-Hoesch-Museum Düren

Anläßlich der Verleihung des Peill-Preises wurde im Leopold-Hoesch-Museum erstmalig ein Werkkomplex von Rosemarie Trockel zum Thema "Paare" gezeigt: Zeichnungen (1983 - 1998), Fotografien und eine Videoarbeit: Frauen und Männer in verschiedenen Konstellationen intimer Nähe. Die meisten der Werke sind zur Ausstellung entstanden.

Das Körperliche - in den Arbeiten Trockels sonst oft nur angedeutet, auf Zeichenhaftigkeit reduziert oder durch Metaphern ersetzt - ist in den gezeigten Video- und Fotoarbeiten unmittelbar präsent. Paare in unterschiedlichen Positionen, unberührt durch den in der Präsentation enthaltenen Voyeurismus. Freiheit, Nähe, Wärme und Intimität evoziert die Darstellung beim Betrachter.

Die Zeichnungen sind dagegen auf eine andere Weise frappierend konkret: So wird z.B. eine Frau zeichnerisch zum Mann und umgekehrt. Und dennoch fehlt Ihnen die ins Auge springende, die Empfindung direkt herausfordernde Sinnlichkeit. Sie befinden sich in einem Stadium zwischen Sinnlichem und Nicht-Sinnlichem und rufen vielschichtige Assoziationen hervor.

Das Verbindende der gezeigten Arbeiten scheint der voyeuristische Blick zu sein. Ein Blick, der Männliches aus weiblicher Sicht aufdeckt, aber gleichzeitig das Weibliche als Erotisches ins Spiel bringt.

Rosemarie Trockel gilt seit den achtziger Jahren als eine der führenden konzeptionell arbeitenden Künstlerinnen mit Einfluß auf die internationale Szene. Sie arbeitet mit verschiedenen Medien wie Zeichnung, Plastik, Installation, Video und Fotografie, in denen sie gesellschaftspolitische Fragestellungen unter einem feministischen Ansatz diskutiert: Von ihrem naturgemäß weiblichen Standpunkt aus greift Trockel geschlechtsspezifische Klischees auf, ohne selber in neue zu verfallen. Sie bearbeitet persönlich besetzte Themen, die sie aber meist in eine eher unterkühlte, sachliche Form- und Bildsprache übersetzt. So demonstriert sie das Klischee des Weiblichen, indem sie etwa in ihren bekannten Strickbildern oder den Arbeiten mit den eingelassenen Herdplatten traditionell Frauen zugeordnete Tätigkeiten aufgreift.

Zentrales Thema ist hierbei das - zuweilen zu Zeichen, Metapher oder Ornament reduzierte - Menschenbild. Wie bei Rosemarie Trockel die Gattungen ineinanderfließen, sich nicht festlegen lassen, sind die Inhalte der Werke vielschichtig und mehrdeutig. Sie sind subtil, anspielungsreich, mehr dem Ahnen als dem Wissen verpflichtet. So spielt auch das Thema des Zwitters, des Androgynen und die Umwandlung von Frau zu Mann und umgekehrt eine wichtige Rolle. Unser gewohntes Rollenverständnis wird demaskiert und die Frage nach der Geschlechter-Identität gestellt.

Rosemarie Trockels Werk ist von der Struktur, vom Denken und Empfinden her offen angelegt. So ist das Paradoxon ein vorherrschendes Gestaltungs- prinzip: Mit seiner Hilfe will Rosemarie Trockel Wort- und Bild-Okkupationen zugunsten differenzierter Haltungen aufsprengen, die ein differenziertes Empfindungsdenken eröffnen könnten.


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