Thomas Schütte
Skizzen und Geschichten 1990-1995

21.1.1996 - 17.3.1996 | Leopold-Hoesch-Museum Düren

Thomas Schütte wurde von der fünfköpfigen Jury einstimmig zum ersten Preisträger der Peill-Stiftung ernannt. Aus diesem Anlaß zeigte das Leopold-Hoesch-Museum neue Arbeiten des international anerkannten Künstlers.

Skizzen nehmen im Schaffensprozeß eines Künstlers eine gewisse Sonderstellung ein: Sie markieren ein Durchgangsstadium, das Aufzeichnen und Niederlegen sich in der Entwicklung befindlicher Ideen. Auch die Skizzen Thomas Schüttes wirken befreit vom Zwang nach Endgültigkeit und erlangen ihren Reiz aus der aufgrund der Darstellungsform gewährten Leichtigkeit. Die zum Teil aquarellierten oder mit dem Farbstift colorierten Arbeiten verweigern sich trotz der einfachen Bildsujets der Eindeutigkeit.

Schütte nutzt die Möglichkeiten der Zeichnung mit fast spielerischer Neugier, um zum Wesentlichen der alltäglichen Dinge vorzudringen. Der leichte, vibrierende Strich scheint das suchende Abtasten der Oberfläche nachzuvollziehen. Dabei treten wesenhafte Eigenschaften hervor, die durch rein fotografisches Abbilden des Gegenstandes oder der Person nicht erfaßt werden können. Manchmal erscheinen die Physiognomien der Porträts ernst und in sich gekehrt, dann wieder werden sie durch die Zusammenstellung der Bildelemente oder das Einfügen von Texten in das Bild ironisiert. Da wird Banales, wie eine Blumenvase, mit Fragen von existentieller Bedeutung kombiniert: "How much costs the cosmos?"

Im zunächst direkten Zugang zu den Stilleben-Motiven oder Porträts der Skizzenbücher offenbaren sich der anthropologische Blickpunkt Schüttes und seine Suche nach einfachen Darstellungslösungen. Gerade im Kontext der oft in der Selbstbezüglichkeit verbleibenden zeitgenössischen Kunst wirft Schütte erneut die Frage nach dem Menschen auf.

Die menschliche Dimension, der Schütte bereits in seiner monumentalen Skulpturengruppe "Die Fremden" auf der 9. "documenta" in Kassel 1993 nachspürte, durchzieht leitmotivisch die Skizzenblöcke. In der Ausstellung in Düren war das zeichnerische Medium inhaltlich mit einer Gruppe etwa kniehoher, figurativer Metallskulpturen verbunden. Die wulstigen, weichen Formen der glänzenden Metallfiguren sind auf die ihnen zugrunde liegenden Wachsvorlagen zurückzuführen: Die Arbeiten entstanden im Wachsausschmelzverfahren. Es lassen sich Bezüge zu früheren Arbeiten Schüttes, wie beispielsweise den Fotografien grotesker Physiognomien aus Fimo-Material von 1994 aufzeigen. Mit ihrer kommunikativen Gestik markieren die reduzierten, fast archetypischen Stehenden einen imaginären Bereich, vielleicht anzusiedeln zwischen Rodin und Science Fiction: stumme Statisten auf einer inszenierten Bühne.

Künstlerbuch zur Ausstellung: "Thomas Schütte - Skizzen und Geschichten 1990 - 1995", hrg. von Dr. Luise Horn, Richter Verlag Düsseldorf.


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