Jimmie Durham
Semi-Specific Objects and Almost-Related Words

2.11.2003 - 1.2.2004 - Leopold-Hoesch-Museum Düren

Der amerikanische Performance- und Objektkünstler Jimmie Durham (geb.1940) erhielt 2003 den Preis der Peill-Stiftung.

"Ich versuche, eine unbekannte Zukunft zu zelebrieren, anstelle einer bereits gesehenen Gegenwart, über die schon Übereinkunft besteht ... indem ich unterschiedliche (vielleicht überspezifische), aber undefinierbare Objekte mit Texten in Gruppen arrangiere, so dass sie Bedeutung oder Muster oder beides suggerieren... Wie die meisten Bildhauer liebe ich Material und Objekte." (Jimmie Durham)

Durham wirkte in den 70er Jahren vor allem als Autor und Aktivist des American Indian Movement, als Direktor, UN Repräsentant und einer der Gründer des International Indian Treaty Council sowie als Verleger und Aktivist bei internationalen Kunstinitiativen.

Als Künstler ist er vor allem durch Werke und Performances bekannt geworden, mit denen er seine Herkunft als Amerikaner indianischer Abstammung thematisiert und eine eurozentristische Kunstrezeption kritisch-ironisch analysiert und kommentiert. Seit seiner Teilnahme an der Documenta IX (1992) und der Whitney Biennale im New Yorker Whitney Museum (1993) findet sein Werk international Beachtung.

Anlässlich der Preisverleihung zeigte das Leopold-Hoesch-Museum Jimmie Durhams für Düren konzipiertes Projekt "Semi-Specific Objects and Almost-Related Words": in räumlichen und ästhetischen Beziehungen arrangierte Objekte und Texte. Durham arbeitet mit Fundstücken, Wegwerfartikeln - objets trouvés, die er zu gegenständlichen und figuralen Objekten collagiert. Dabei ergänzen integrierte oder beigefügte Texte die Werke - erklärend, kommentierend oder humorvoll hinterfragend.

Der Ausstellungstitel "Semi-Specific Objects and Almost-Related Words" lässt an Donald Judds Objekte mit ihren konkret in die Kunstwerke integrierten Texten denken oder an C. G. Jungs "Spezifische Objekte". Mit den relativierenden Adjektiven ("semi", "almost") bringt Durham allerdings deutlich das Vage und Uneindeutige ins Spiel: Die Objekte sind nur "halb" spezifisch und die Worte nur "fast" verbunden. Das Werk bleibt offen für die Deutung des Betrachters und seine Assoziationen. Durham operiert auf Objekt- und Deutungsebene mit dem Wissen, "dass Menschen fortwährend nach Mustern suchen und innerhalb der wahrgenommenen Muster nach Bedeutung fragen", wie er sagt. Seine Collagen und Skulpturen spielen mit Referenzen und Assoziationen, und stellen gleichzeitig Stereotypen westlicher Kunstauffassung in Frage.

Aus der Begründung der Jury "Das vielfältige, sich in Skulpturen, Texten, Zeichnungen, Videos und Filmen äußernde Werk des zumeist in Europa lebenden amerikanischen Künstlers ist gekennzeichnet durch seine intellektuell-analytische und zugleich ironische Distanz modernen Mythen und scheinbaren Ethnozismen westlich europäischer Kunst gegenüber. Dabei bedient sich der gebürtige Cherokee auf souveräne Weise u.a. der bildnerischen Mittel und Denkmodelle Marcel Duchamps, René Magrittes und Claude Lévi-Strauss" und schafft bisweilen pseudoethnisch anmutende Objekte, um mit ihnen die Vorurteile vorgetragener Mythen und liebgewonnener Denkmodelle als "politisch korrekt" zu entlarven. So dekonstruiert er immer wieder bekannte und gültige Maßstäbe und stellt ihnen zum Teil auf irritierende Weise die kritische Sicht eines "Betroffenen" entgegen. Der Günther Peill-Preis ehrt diese kritische und zugleich unverwechselbare Position des amerikanischen Künstlers." (Thomas Deecke, Mitglied der Jury des Günther-Peill-Preises)

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.


Günther-Peill-Stiftung | Hoeschplatz 1 | 52349 Düren | fon 02421 2525 61 | fax 02421 2525 60 | email